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Potenzialanalyse über alternative Nachwachsende Rohstoffe für die Holzwerkstoffindustrie
Alternative heimische und exotische Nachwachsende Rohstoffe für die Holzwerkstoffindustrie in Deutschland
Die zunehmende rein energetische Nutzung von Holz führt zu einer Konkurrenz auf den Beschaffungsmärkten und zu einer Holzverknappung. Die Holzwerkstoffindustrie, der zweitgrößte Rohholzverbraucher nach der Sägeindustrie, gerät wegen einer starken Förderung der energetischen Nutzung von Nachwachsenden Rohstoffen in Bedrängnis. Der Verband der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V. (VHI) beauftragte das nova-Institut, eine abschätzende „Potenzialanalyse über alternative heimische und exotische Nachwachsende Rohstoffe für die Holzwerkstoffindustrie in Deutschland“ durchzuführen. Diese Studie wurde von der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) finanziell unterstützt (FKZ: 22012807).
Ziel der Untersuchung war, herauszufinden, ob die deutsche Landwirtschaft preislich attraktive Rohstoffe für die Holzwerkstoffindustrie bereitstellen kann, welche Kulturen am interessantesten sind und in welchen Mengen die Rohstoffe zur Verfügung gestellt werden können. Dabei war von besonderem Interesse, welche Rohstoffe Holz in der Mittelschicht der Spanplatte substituieren könnten.
Auf Basis von Literatur- und Datenbankrecherchen, Experten-Interviews und –Workshops sowie eigener Berechnungen wurden agrarökonomische Analysen und abschätzende Potenzialanalysen der alternativen Nachwachsenden Rohstoffe für die Holzwerkstoffindustrie in Deutschland durchgeführt.
Untersucht wurden Getreide-, Raps-, Mais- und Sonnenblumenstroh, unterschiedliche Faserpflanzen sowie schnell wachsende Baumarten und einige alternative Nachwachsende Rohstoffe aus Asien und Afrika. Für die Berechnung der Preisuntergrenzen wurden fünf unterschiedliche Methoden entwickelt: auf Basis des Nährstoffwertes, der Produktionskosten sowie des Deckungsbeitrages und der Rendite im Bezug auf die Leitkultur Weizen.
Die Ergebnisse zeigen, dass es eine überschaubare Anzahl von Optionen gibt. Dabei bestimmen nicht die Produktionskosten den zu zahlenden Preis, sondern die Konkurrenzsituation zu anderen Kulturen ist maßgeblich. Wenn heutige Nischenkulturen großflächig angebaut werden sollen, müssen sie dieselbe Rendite bringen wie die Leitkulturen.
Bei den Nischenkulturen heben sich vier von den anderen untersuchten Kulturen ab. Miscanthus, Hanf, Pappeln und Weiden können zwar selbst im hypothetischen Großanbau nicht das Preislevel der Sägenebenprodukte wie Sägespäne oder Hackschnitzel erreichen, kommen aber recht nah heran.
Weizenstroh und verschiedene Rest- und Nebenprodukte aus Land- und Forstwirtschaft stellen weitere Optionen dar. Vor allem das Weizenstroh wäre wegen seiner überregionalen Verfügbarkeit zu empfehlen. Auch Grünschnitt und Landschaftspflegeholz sind unter den jetzigen Rahmenbedingungen preislich attraktiv. Dies könnte sich ändern, wenn aufgrund steigender Nachfrage kommunale Zuschüsse für die Entsorgung entfallen. Im Rahmen der Studie wurde ein weiterer interessanter Rohstoff aus der Biogasgewinnung untersucht.
Im zweiten Teil der Studie geht es um die Frage, ob für die vier favorisierten Nischenkulturen Miscanthus, Hanf, Pappeln und Weide ausreichend Ackerfläche zur Verfügung steht, um diese auf großen Flächen anbauen zu können.
Sollte sich der Weizenpreis auf hohem Niveau stabilisieren, wird es schwer, zusätzliche Flächen für Miscanthus, Hanf, Pappeln oder Weiden zu akquirieren. Erst wenn die ermittelten Einsparungen durch Skaleneffekte und technischen Fortschritt realisiert werden, könnten größere Mengen für die Holzwerkstoffindustrie zu attraktiven Preisen zur Verfügung stehen.
Ein innovativer Weg, ein längerfristiges Engagement der Landwirte zu gewährleisten, wäre, den Abnahmepreis für Nischenkulturen, und damit ihre Rendite, an die mit der Leitkultur zu erzielende Rendite zu koppeln. Dadurch ergäbe sich ein Anreiz, bei steigenden Preisen für die Leitkultur, z.B. Weizen, nicht sofort den Anbau der Nischenkultur aufzugeben. Für die Industrie würde dies die Verfügbarkeit der Holzsubstitute gewährleisten, andererseits aber auch das Preisrisiko erhöhen.